
Was ist eigentlich Longevity? Definition und Blick in die Zukunft
Auch wenn es so klingt, aber Longevity ist kein Thema nur für Seniorinnen und Senioren. Vielmehr handelt es sich um eine ganzheitliche Strategie für gesundes Altern. Die Medizin der Langlebigkeit hat das Ziel, die Dauer der Gesundheit mit der Lebensdauer in Einklang zu bringen. Der Fokus liegt darauf, bis zum Lebensende gesund zu bleiben und nicht das Lebensende hinauszuzögern. Der Schwerpunkt liegt auf der Prävention von Erkrankungen. Die Longevity-Forschung widmet sich dem biologischen Alterungsprozess und zielt darauf ab, das biologische Alter zu erfassen und mithilfe von Präzisionsmedizin sowie umfassenden Lebensstiländerungen zu verringern. Beinahe täglich führt diese Forschung zu konkreten Ergebnissen, die in die moderne Physiotherapie bei den Experten der VITA-Gruppe Eingang findet. Physiotherapeutische Gesundheitsleistungen zielen ja ganzheitlich auf die Bewahrung der Gesundheit und eine gesunde Lebensweise ganz im Sinne von Longevity ab. Eine Verlangsamung des Alterns kann zwar auch über neue Pharmazeutika aus der Longevity-Forschung erreicht werden, setzt aber immer einen gesunden Lebensstil voraus. Wer sich mit Longevity beschäftigt, der wird immer wieder auf Grundsätze der Physiotherapie stoßen.
Longevity ist ein Thema für jung und alt
In den Vereinigten Staaten beschäftigen sich auch junge Menschen mit dem Thema Langlebigkeit, da ihnen bewusst ist, dass die Basis für ein langes und gesundes Leben schon in der Jugend geschaffen wird. Das Altern setzt bereits im jungen Erwachsenenalter ein. Die ersten sichtbaren Zeichen des Alterns, wie graue Haare und Falten, bemerkt man jedoch in der Regel erst ab etwa 40 bis 50 Jahren. In dieser Lebensphase sinkt der Grundumsatz, und man kann nicht mehr so viel essen wie früher; zudem machen sich die ersten Abnutzungserscheinungen bemerkbar, und ohne Lesebrille wird das Lesen anstrengend.
Ab einem Alter von etwa 55 bis 60 Jahren wird das Thema Altern für die meisten Menschen unausweichlich. Der Muskelabbau wird spürbar, die Kondition lässt nach, und die Organe arbeiten weniger effizient. Es sei denn, man setzt bewusst Maßnahmen dagegen. Viele Menschen möchten auch im höheren Alter agil bleiben und am Leben aktiv teilhaben.
Die Gene beeinflussen den Alterungsprozess nur geringfügig; vielmehr hängt vieles von der eigenen Lebensweise ab. Mit einem angemessenen Lebensstil kann man die Wahrscheinlichkeit für ein langes und gesundes Leben steigern. Altern ist also eine Frage des Verhaltens – und selbstverständlich auch eine Frage sozialer Aspekte, da Verhalten eher sozial als genetisch geprägt ist.
Alle wollen leben wie in den „Blauen Zonen“
Langlebigkeit beschreibt ein Leben, das über die durchschnittliche Lebenserwartung hinausgeht. Ein hohes Alter bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass man ausschließlich gesunde Jahre gewinnt. Mit der Zeit können gesundheitliche Beschwerden die Lebensqualität mindern. In Deutschland verlieren Menschen gesunde Jahre hauptsächlich durch Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs, Erkrankungen des Bewegungsapparates und psychische Krankheiten. Dennoch ist es möglich, die gesunde Lebenszeit zu beeinflussen.
Die sogenannten „Blauen Zonen“ der Welt, wie Okinawa in Japan oder Sardinien in Italien, verdeutlichen, dass spezifische Lebensgewohnheiten wie regelmäßige körperliche Betätigung, pflanzenbasierte Kost, moderate Kalorienaufnahme sowie soziale Interaktionen ein längeres und gesünderes Leben fördern können. In Deutschland trägt ungesunde Ernährung am stärksten zur Krankheitsbelastung bei. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen ebenfalls Übergewicht, hoher Blutdruck, Tabakkonsum und Bewegungsmangel, welche alle veränderbare Elemente sind.
Durch den Verzicht auf Rauchen und Alkohol, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung kann die Lebenszeit verlängert werden. Forschungen zeigen, dass die Befolgung dieser Prinzipien das Leben um mehr als ein Jahrzehnt verlängern kann.
Regelmäßige körperliche Aktivität hat zahlreiche positive Auswirkungen auf den Körper und die Psyche. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät zu mindestens zweieinhalb bis fünf Stunden moderater Bewegung pro Woche. Chronischer Schlafmangel schädigt die Gesundheit und verkürzt die Lebenszeit. Sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht sind optimal. Zwischenmenschliche Beziehungen und Stressreduktion sind entscheidend für ein langes Leben.
Gene sind für ein hohes Alter nicht entscheidend
Die Gene haben nur einen geringen Einfluss auf die Lebensspanne. Lediglich zehn bis 15 Prozent des Alterns sind auf genetische Ursachen zurückzuführen. Natürlich gibt es zahlreiche genetisch verursachte Krankheiten, einige davon führen zu einem frühen Tod. Doch bei Menschen mit überdurchschnittlicher Lebensdauer wurden bisher nur wenige genetische Besonderheiten identifiziert. Wenn der Vater über hundert Jahre alt wird und auch dessen Vater dieses Alter erreichte, könnte der Sohn ebenfalls ein hohes Alter erreichen – weil er gelernt hat, sich gesund zu ernähren, ausreichend zu bewegen, nicht zu rauchen und Alkohol in Maßen zu konsumieren.
Langlebigkeit ist vor allem eine Strategie für ein gesundes Dasein. Dabei geht es um Verhaltensregeln, aber auch die Nutzung von Fortschritten in Wissenschaft und Forschung. Es ist wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahrzehnten zumindest etwas entwickelt wird, das uns dabei unterstützt, länger und gesünder zu leben. Es wird kein Lebenselixier für die Unsterblichkeit sein, aber uns dabei helfen können, altersbedingte Krankheiten abzuwehren, die für viele von uns tödlich sind.
Künstliche Intelligenz wird die Physiotherapie im Bereich Longevity befruchten
Dabei wird Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle spielen. Denn „ausreichende“ Bewegung, gesunde Ernährung und die „richtige“ Work-Life-Balance basieren ja nicht auf allgemein gültigen Standardwerten, sondern sind abhängig von individuellen Merkmalen: Jeder Mensch ist anders geprägt und will anders bewegt und jeder Körper anders gepflegt werden.
KI-Werkzeuge werden uns dabei helfen, individuelle Profile zu erstellen und darauf aufbauend individuelle Programme zu entwickeln, die Alter, Gewicht, Geschlecht, Blutwerte, genetische Informationen und aktuelle Daten von Wearables, Smartwatches oder Fitness-Trackern berücksichtigen. Individuelle KI-basierte Longevity-Coaches werden uns dabei helfen, länger gesund zu bleiben und dabei gesund und fit älter zu werden.
Einige aktuelle Trends in der Longevity-Forschung
Während sich die klassische Medizin in erster Linie mit der Heilung von Krankheiten befasst, geht es bei Longevity darum, dass Krankheiten erst gar nicht entstehen. Deshalb ist das Thema Longevity ganz nah dran am Berufsbild der Physiotherapeuten, die sich schon immer ganzheitlich und vorbeugend um die Fitness ihrer Klienten bemühen. Einige Ergebnisse der aktuellen Pharmaforschung werden in diesem Umfeld ihren Platz finden.
Senolytika
Ein Beispiel, das wir betrachten, ist die Gruppe der Senolytika. Diese Substanzen fungieren als interne Reinigungsdienste des Körpers, die alternde, nicht mehr funktionsfähige Zellen, sogenannte „Zombiezellen“, eliminieren könnten, um den Alterungsprozess zu verlangsamen. Diese Zellen, die ihrer Umgebung sogar schaden können, sondern eine Reihe schädlicher Stoffe ab. Diese Stoffe, die unter dem Begriff SASP (Seneszenz-assoziierter sekretorischer Phänotyp) bekannt sind, führen zu Schäden des umgebenden Gewebes und fördern Entzündungen. Man könnte sich SASP wie ein fehlgeleitetes Alarmsignal vorstellen, das mehr Probleme verursacht als löst. Zu den derzeit erforschten Senolytika gehören Dasatinib und Quercetin, die in präklinischen Studien bereits vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich der Verbesserung altersbedingter Erkrankungen gezeigt haben.
Telomere
Ein anderer Schwerpunkt der heutigen Langlebigkeitsforschung liegt in der Weiterentwicklung der Telomer-Technologie. Telomere, die als schützende Endstücke der Chromosomen dienen, verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Diese Verkürzung steht im Zusammenhang mit dem Alterungsprozess sowie altersbezogenen Erkrankungen. Wissenschaftler untersuchen deshalb, wie man Telomere verlängern kann, um die zelluläre Gesundheit und Lebensspanne zu verbessern. Ein Ansatzpunkt ist das Enzym Telomerase, das in der Lage ist, die Telomere zu verlängern und somit möglicherweise die Alterung der Zellen zu verlangsamen.
Sirtuine
Ein dritter Ansatz in der Forschung konzentriert sich derzeit auf die Schaffung von Proteinen zur Lebensverlängerung, den sogenannten Sirtuinen. Diese Proteinfamilie übernimmt eine bedeutende Funktion bei der Aufrechterhaltung der zellulären Gesundheit und Lebensdauer. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei Prozessen wie DNA-Reparatur, Entzündungshemmung und Stoffwechselsteuerung. Die Aktivierung von Sirtuinen durch Substanzen wie Resveratrol hat in Untersuchungen an Tieren vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Verlängerung der Lebenszeit gezeigt. Resveratrol kommt zum Beispiel in Weintrauben, Beeren, Nüssen und dunkler Schokolade vor.
Zusammenfassung: Longevity ist die Zukunft
Bei Longevity geht es nicht einfach darum, möglichst alt zu werden, sondern darum, möglichst lange gesund und fit zu bleiben und gesund älter zu werden. Dies soll erreicht werden durch Verhaltensänderungen, also durch individuell angepasste Bewegungstherapien, Ernährungsoptimierungen und eine optimale Work-Life-Balance. Wenn dies gelingen soll, muss der Einzelne sein Leben nach seinen individuellen Voraussetzungen verbessern. Deshalb kommt es darauf an, möglichst viele Informationen über individuelle Veranlagungen zu analysieren. Zur Longevity-Forschung gehört also die Entwicklung individueller Analyseinstrumente und die Entwicklung individueller Strategien. Ergänzt werden diese Strategien durch die Erforschung neuer Technologien im Pharmabereich, wobei es vor allen Dingen um die Verhinderung von Alterungs- und Deformationsvorgängen in den Körperzellen geht.
Vieles im Bereich Longevity ist Zukunftsmusik, vieles aber auch schon Gegenwart. Die Longevity-Forschung bringt uns beinahe täglich neue Erkenntnisse, die laufend von Physiotherapeuten in Diagnostik und Therapie eingebracht werden können.
In den Therapiezentren der VITA-Gruppe arbeiten Experten mit physiotherapeutischer, ergotherapeutischer, osteopathischer, Reha- und ernährungsmedizinscher Ausbildung Hand in Hand an einer patientenzentrierten Gesundheitstherapie. Sie bilden sich laufend fort und kennen die Fortschritte in der Longevity-Forschung. Partizipieren Sie von unserem Wissen.
Sie wissen ja: Physiotherapie stellt den Menschen in den Mittelpunkt. In einem ganzheitlichen Ansatz geht es um die Wiederherstellung der natürlichen Körperfunktionen insbesondere – aber nicht nur – durch Bewegungstherapien.
Foto: ©Michael Kausch mit KI by Firefly am 10 06 2025